Tagged: manel muffatwerk

Manel: “Unser Ziel war immer, Spaß zu haben und etwas zu tun, was sich lohnt”

Übersetzung: Anna Hübner
Original, auf Katalanisch

manel1

Alle sprechen von der Nummer 1 die sie in Spanien mit ihrem letzten Album erreicht haben, und natürlich ist das ein großartiger Erfolg für eine Band, die auf Katalanisch singt – ein Erfolg den nur Größen wie Joan Manel Serrat oder Lluís Llach erreichen konnten, etwas das schon fast zwei Jahrzehnte nicht mehr vorgekommen ist. Aber die Geschichte von Manel ist eigentlich die Geschichte einer Gruppe von vier Freunden, ganz normalen Leuten, deren Erfolg sich langsam entwickelt hat.

Der Werdegang von Manel beginnt 2007 in Barcelona, als die Schulfreunde Arnau Vallvé, Martí Maymó, Roger Padilla und Guillem Gisbert sich zum ersten Mal zusammentun um an einem Talentwettbewerb teilzunehmen. Nachdem sie einen der Preise als beste neue Band gewonnen haben machen sie sich an die Arbeit um ihr erstes Album Els millors professors europeus zu veröffentlichen.

Ihre sorgfältig ausgewählten Texte und Melodien, ebenso wie der Einsatz von ungewöhnlichen Instrumenten wie Ukulele, Posaune, Kontrabass oder Banjo wecken das Interesse von Kritikern und Publikum und machen sie von Anfang an zu einer festen Größe im katalanischen Sprachraum.

Ihr großer Erfolg kommt mit dem zweiten Album, das im März 2011 erscheint. 10 milles per veure una bona armadura erreicht schon in der ersten Woche die Nummer 1 der Verkaufshitparade in Spanien. Es ist der große Durchbruch, auch wenn sie selbst davon überzeugt sind, dass sich nichts verändert hat.

Wie sie sich vorgenommen haben, gehen Manel mit ihrem dritten Studioalbum, im Frühjahr 2013 unter dem Titel Atletes, baixin de l’escenari veröffentlicht, auf Tour. Man kann es als das „popigste“ – und daher weniger „folkige“ – Projekt Manels bezeichnen, sie bezeugen damit ihr Interesse, sich weiterzuentwickeln, auch wenn sie sich nicht wirklich wohl damit fühlen, ihren Weg zwischen all den Schubladen zu finden. Perfektionistischer als die Meisten bezeichnen sie sich einfach als eine Band, deren Geschichte Stück für Stück weitergeschrieben wird, und deren Hauptziel es ist, das Musikmachen zu genießen.

Zum ersten Mal gehen Manel den Schritt einer Tour, die komplett außerhalb Spaniens stattfindet, mit vier Konzerten im Februar in Deutschland und einem fünften i der Schweiz. Am 12.2. treten sie im Ampere (Muffatwerk) in München auf, einen Tag später in Regensburg (Alte Mälzerei). Ich spreche über die Tour und andere Dinge mit Guillem Gisbert, der Stimme von Manel:

Jordi Orts. Manel ist der Name von…

G.G. Wir haben uns mehr oder weniger zufällig Manel genannt. Wir wollten uns für Talentwettbewerb anmelden und hatten vier Lieder vorbereitet die wir gut fanden, aber 24 Stunden vor dem Anmeldeschluss hatten wir immer noch keinen Bandnamen. Beim Brainstorming unter Zeitdruck kamen uns alle Namen, die uns einfielen lächerlich vor. Manel war ein ganz nüchtern ausgewählter Vorschlag, der uns nie völlig begeisterte. Aber es war ein einfacher, kurzer Name und er nahm uns dieses Gefühl von Lächerlichkeit. Alles in allem waren wir dann wohl gezwungen, ihn zu nehmen glaube ich.

Die (verhasste) Schublade: katalanischer Folk, Indie, vier Exzentriker, die Musik machen oder keine davon?

Das mit den Schubladen ist so: wir hassen sie nicht und wir lieben sie nicht: es ist einfach etwas, worüber wir nur dann nachdenken wenn wir Interviews geben. Wir sind vier Leute, die versuchen gute Musik zu machen, und das ist alles. Wir haben nie behauptet, Exzentriker zu sein, oder irgendeinem bestimmten Genre anzugehören. Wir versuchen, dass die Lieder sich ein bisschen voneinander unterscheiden, das schon, und uns weiterzuentwickeln im Laufe der Jahre. Ob wir das schaffen oder nicht ist eine andere Frage.

Was wäre aus Manel geworden ohne die Nummer 1 für ‘10 milles per veure una bona armadura’?

Die Nummer 1 der Verkaufshitparade war nie unser Ziel, deswegen denke ich dass wir ungefähr da wären, wo wir jetzt auch sind. Unser Ziel, als wir mit dieser Sache angefangen haben war, Spaß zu haben und zu versuchen etwas zu schaffen was sich künstlerisch zumindest ein bisschen lohnt. Wir haben weder erwartet, CDs zu verkaufen, noch besonders vielen Leuten zu gefallen, noch damit unseren Lebensunterhalt zu verdienen. Das es in der Öffentlichkeit gut gelaufen ist, ist natürlich ein Glück und es ist in jedem Bereich wichtig, dass man Anerkennung bekommt für die Arbeit die man macht.

Ein entscheidender Moment.

Unserer Meinung nach hat sich die Geschichte der Bande Stück für Stück entwickelt, wir glauben nicht dass uns ein bestimmtes großes Ereignis geprägt hat. Trotzdem: wenn du das erste Mal bei einem Konzert einen Fremden eines deiner Lieder singen hörst, das ist sicher ein seltsamer Moment für jede Band.

Warum Deutschland?

Im April 2012 haben wir die Tour von 10 milles per veure una bona armadura mit einem Konzert in Berlin beendet. Es war eine sehr positive Erfahren und deswegen dachen wir, dass es für die Tour von Atletes, baixin de l’escenari  toll wäre, den gleichen Veranstalter zu engagieren. Das haben wir gemacht, und sie haben uns eine Tour durch vier deutsche Städte vorgeschlagen. Und jetzt sind wir da!

Ein deutsches Lied…

Puh, da hast du mich erwischt…Lili Marleen.

Eine Sache, die man in München machen muss. Und in Regensburg.

Hmmm, keiner von uns war schon in München, oder in Regensburg. Wir kennen uns nicht aus. Aber wir hoffen diese eine, oder auch mehrere, unverzichtbare Sache nächste Woche zu finden!

Weissbier oder Helles?

Puh, da musste ich mal schnell im Internet nachschauen…ich mag natürlich Bier, aber ehrlich gesagt hab ich da keine besonderen Vorlieben. Eine Zeit lang habe ich gerne Hoeggarden getrunken, das wäre dann Weissbier, oder? Aber das ist natürlich belgisches Bier…

Im Ampere werden wir hören…

In erster Linie präsentieren wir unser drittes Album Atletes, baixin de l’escenari. Aber natürlich spielen wir trotzdem auch Lieder von den anderen Alben und die eine oder andere Coverversion.

Wenn ihr Pep Guardiola trefft, bittet ihr ihn wieder nach Hause zu kommen? Die Behauptung, Pep Guardiola hätte eine Verbindung zu Manel ist übertrieben. Wir haben mal ein Konzert gespielt, bei dem er mit seiner Familie war, aber das ist alles. Genauso wie er bestimmt schon auf jede Menge anderen Konzerten war.

Serrat, Sau oder AntòniaFont?

Alle haben zweifellos wunderbare Lieder geschrieben. Im Moment sind wir ein bisschen betroffen von der Trennung von Antònia Font, deswegen wählen wir in diesem Fall sie, weil wir wissen, dass wir sie sehr vermissen werden.

Und zum Schluss: ein Lied von Manel (oder zwei):

Ah, diese Fragen kann man nie beantworten. Wir glauben schon, dass uns einige Lieder besser gelungen sind als andere, aber es ist nicht unsere Aufgabe zu sagen, welche.